Genie und Diarrhö

Klaus Pohl
Genie und Diarrhö
1 D, 1 H, Verw- Dek
Der alternde Schriftsteller Jonathan Grünauer hat es nicht leicht: Seit Jahrzehnten hängt er an seinem großen Roman fest. Aber wie soll er sich dazu aufraffen, ihn abzuschließen, wenn der Baulärm von draußen jeden Gedanken zerstört? Es hilft auch nicht, dass die Hinfälligkeiten zugenommen haben und die tägliche Pillendosis bedenklich hoch geworden ist. Und dann liegt ihm auch noch seine Schwester Inge in den Ohren und missversteht ihn ständig. Mit ihr lebt er seit einiger Zeit mehr schlecht als recht in einer Wohnung. Ihre ewigen Meckereien und Eifersüchteleien verderben ihm das letzte bisschen Arbeitseifer.

Als ob das nicht genug wäre, erfährt Jonathan, dass ein Freund ihm die Idee und den Titel zu seinem Roman gestohlen hat, und der Verleger droht, dessen Text zuerst zu veröffentlichen, es sei denn, er schickt ihm seinen eigenen Text binnen drei Tagen zu. Inge will ihn zwingen, aus Wien in die Berge zu verreisen, um dort in aller Ruhe das Manuskript abschließen zu können. Wird es den beiden ungleichen Geschwistern gelingen, trotz aller Hindernisse fertig zu werden? Wird der Roman der Erfolg, den seine Schwester prophezeit? Und wird sich sein Magen beruhigen, der wieder so bedrohlich rumort?

Mit diesen zwei spannungs- und farbenreichen Figuren – bietet Klaus Pohls Komödie den beiden Schauspielern alle Möglichkeiten zur Entfaltung. Sie erzählt deftig und mit Wortwitz von den Tücken des Altseins und des Zusammenlebens. Es ist ein Stück über das, was Kunst verhindert und – was sie möglich macht. Und es zeigt, wie man den hör- und riechbaren Begleiterscheinungen des Alters trotzt, indem man ihre komischen Seiten ausstellt. Ohne dass es den Figuren die Würde nimmt, ist das Unangenehme hier so sehr Teil des Stückes wie die Kunst und die Liebe. „Der Ruhestand ist ein schwer zu beherrschendes Mysterium.“ Das stimmt. Aber er ist zu bewältigen, wenn man über ihn lachen kann.

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