Die Ermordung des Herrn Arden aus Feversham *

Anonymus
Die Ermordung des Herrn Arden aus Feversham *
(The Lamentable and True Tagedie of M. Arden of Feversham in Kent)
Elisabethanisches Schauspiel in 29 Szenen
Deutsch von Christa Müller
2 D, 16 H (Doppelbesetzungen möglich), Verw - Dek

Ein Vorfall, der sich 1551 in der Grafschaft Kent tatsächlich ereignet und die Öffentlichkeit des Elisabethanischen England nachhaltig beschäftigt hat, ist Stoff dieses Trauerspiels. Es geht um den Mord an Thomas Arden, einem als Kaufmann und Grundbesitzer reich gewordenen Bürgers aus Feversham. Er steht der Liebeslust seiner Frau Alice und Mosbys, des ehemaligen Hausverwalters eines Lords, im Wege.
Eine makabre und groteske Serie absurder Zufälle bringt das mörderische Komplott immer wieder zum Scheitern. Als der Mord schließlich doch gelingt, wird er nicht als tragisches Ende eines unlösbaren Konflikts zwischen Täter und Opfer wahrgenommen. Das Gelingen der Tat, der brutale, hinterhältige Mord wird zum ungeduldig erwarteten Ende einer realistisch, ganz und gar nicht ästhetisierend dargestellten Geschichte von Intrigen, Gier und sozialem Dünkel, in der Mr. Arden sterben muß.
Der anonyme Autor des Stücks, der in England als Begründer des bürgerlichen Trauerspiels gilt, ist auch der erste Realist in der Geschichte des englischen Dramas. In einer Welt gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Parvenues sucht er die „einfache Wahrheit“, die er szenisch wirksam auf die Bühne bringt, auch sprachlich, indem er die Verschwörer in Blankversen und deren Handlanger in Prosa reden läßt. Herausragend ist die Figur der Alice Arden, der hier erstmals eine komplexe, weibliche Charakterrolle zugestanden wird, die einer kaltblütig zum Giftmord anstiftenden Frau. Auch die Mörder wie Black Will und Shakebag werden gezeichnet wie Gangster, die einer Mafiabande angehören könnten. Trotz unübersehbarer Relikte überkommenen Aberglaubens zeigt das Stück eine Welt im Wandel, der für den Beginn der Moderne steht, andauernd bis heute.

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