Henry Johnson

David Mamet
Henry Johnson
(Henry Johnson)
Deutsch von Michael Eberth
4 H, Verw - Dek
In der Serie seiner Moral Plays führt Mamet in Henry Johnson einen Jedermann unserer Tage vor, der sich vom Leben benachteiligt fühlt, nach Führung und Unterwerfung sehnt und unter den Einfluss von Narzissten und Psychopathen gerät, in deren Bann er zum Gesetzesbrecher wird. In dem Stück zeigt Mamet diesen Jedermann im Bann eines Frauenhelden, der unter seinem Charme ein eiskaltes Gemüt verbirgt. Der Frauenheld begeht ein Verbrechen, wird verurteilt, sitzt seine Strafe ab und verführt Henry Johnson dazu, sich für seine Wiedereingliederung in die Gesellschaft einzusetzen. Im Bann des Verführers greift Henry zu Mitteln, die ihn selbst ins Gefängnis bringen. Dort gerät er in Abhängigkeit von einem Zyniker, der ihn mit Einsichten manipuliert, die er dem „Dschungel des Bösen“ abgerungen hat. Am Beispiel des Jedermann Henry Johnson führt Mamet vor, wie der Zerfall der Aura von Autoritäten in Politik, Wissenschaften und Religionen dem Phänotyp des „Querdenkers“ Auftrieb gibt, eines Verführers, der die Ichschwachen, die sich nach Unterwerfung sehnen, in seine zynischen Kalkulationen einstrickt. Die Sehnsucht nach Hingabe an die Dämonen der neuen Zeit löscht das Selbst der Entwurzelten so vollständig aus, dass sie sich selbst – und in der Folge die Gesellschaft zerstören.

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