Ein Irisches Dreieck

Djuna Barnes
Ein Irisches Dreieck
(An Irish Triangle)
Stück in einem Akt
Deutsch von Christine Koschel und Inge von Weidenbaum
2 D, 1 Dek
In der kleinbürgerlichen irischen Welt ist das ein doppelter Skandal: Nicht nur dass Kathleens Mann John eine Affäre mit einer Dame aus dem „Herrschaftshaus“ unterhält, diese Affäre erfährt auch noch die volle Billigung seiner Frau. Denn auch Kathleen profitiert davon, die nun Zugang bekommt zum Bildungswissen der oberen Schicht: Sie lernt die Russen zu lesen, wie man sich das Haar anmutig hochsteckt und wie man mit einer kleinen Hebung der Stimme Eleganz erzeugt.

Eine kleine Revolution im Leben Kathleens, die ihrer Freundin Sheila beim Tee euphorisch erklärt, auf wie unterschiedliche Art und Weise man ein „gutes, wenn auch gewagtes Leben“ führen kann. Doch der Widerstand, der sich – ausgerechnet – auf Seiten der Frauen regt, ist umso heftiger. Sheila fordert von Kathleen, wenn schon nicht an die eigene Ehre, so doch an die Ehre der anderen Frauen zu denken, die brave Ehen führen mit braven Ehemännern. Was Kathleen tut – oder eben nicht tut – ist aus Sheilas Sicht schlicht Verrat an der weiblichen Solidargemeinschaft.

Jenseits vorschneller Festlegungen und Kampfansagen ist „Ein irisches Dreieck“ eine hellsichtige Analyse weiblicher Rollenmuster um 1900 – und der Frage, wie groß der Anteil der Frauen an der eigenen Unterdrückung ist.


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