Hechinger
Wolf Christian SchröderHechinger
Komödie in 3 Akten und 1 Epilog
7 D, 4 H, Verw - Dek
Unschuld. Wildheit. Lüge. – Irgendwann verliert man die Unschuld und muß auch noch danke sagen. Muß sich erinnern an irgend jemand ersten, der vielleicht gar nicht wichtig ist. Man schuldet sich Liebe, man schuldet sich Lust: so steht es im Männer- und Frauenvertrag. Und man soll werden, was andere sich ausgedacht haben: Fertig. Gesellschaft nennt man das. Damit man mitmacht, lügt sie.
Nicht mit uns! Es muß auch anders gehen. In den Wäldern vielleicht. Wenn dort ein wilder, ein wildfremder Mann wäre, vor dem man sich nicht schämen muß. Der freundlich wäre. Den wir lieben könnten oder auch nicht. Und er würde keine bevorzugen: Weil er wild ist. Zu dem würden wir gehen.
Der wilde Mann aber ist müde und träumt vom kleinen Glück, und ist verheiratet und hat Familie, und es braucht Verführungskünste und Lügen, bis er wieder weiß, wer er ist. Bis seine Frau ihm wieder sagt, wer er ist.
Der Sportlehrer Hechinger ist dies Sehnsuchtssymbol für seine Schülerinnen. Im Wald verborgen führen sie gemeinsam für ein paar Wochen ein Robinson-Crusoe-Leben, bis die Wirklichkeit sie einholt.
Das, was die Mädchen nicht wollen: bestimmt werden, machen sie mit Hechinger selbst, und zur Strafe dafür ist es ein Lügner, ein Meineidiger, den sie mit in die Wälder nehmen.
Und was macht die Gesellschaft? Auch sie träumt davon, sich selbst zu entgehen. Und Hechinger ist ihr Traum, ihr SÜNDENBOCK, den sie bewundert und beneidet und der sie teilhaben läßt (in Gedanken); den sie bestrafen muß.
Wolf Christian Schröder
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