Strafmündig

Gert Heidenreich
Strafmündig
Stück in 5 Akten
3 D, 6 H, Verw - Dek
"Ted weiß, dass er vielleicht mit dem Messer in die teuren, teuren Polster gestochen hat. Dass es der Eigentümer war, ist unwahrscheinlich. Dafür ist das Messer nicht hart genug und nicht spitz genug. Der Eigentümer hingegen ist rostfrei."

"Strafmündig" gehört in die große Reihe der Vatermordstücke. Es ist im Grunde von einem einzigen erzählerischen und auch geistigen quälenden Problem getragen, nämlich dem, dass unsere Erklärungen nicht hinreichend sind für einen solchen Vorgang. Dass wir weder mit der Psychoanalyse zu Rande kommen, noch mit Sozialerklärungen in diesem Fall, in diesem Stück. Sondern dass dieser Vatermord aus dem so genannten heiteren Himmel geschieht, in der so genannten heilen Familie. Dass dieser Ted im Grunde nicht weiß, und er ist ehrlich an dieser Stelle, ob er mit dem Messer auf seinen Vater eingestochen hat oder auf die Polster des Sofas. Was ja eine gewisse grauenhafte Gleichsetzung zwischen einem Lebendigen und einem Gegenstand ist. Das zeigt natürlich etwas von der – wie sagt man heute – Desensibilisierung, als einer Tendenz, die noch immer fortschreitet.

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