The Hotel in Amsterdam

John Osborne
The Hotel in Amsterdam
Stück in 2 Akten
4 D, 5 H, 1 Dek
Helle Bilder, geschickt verteilte Wand- und Stehlampen, harmonisch kombinierte Möbel: Das Hotel in Amsterdam ist ein Ort von hypnotischer Langeweile, ein Nicht-Ort eigentlich, Raum für polierte Oberflächen, sterile Interieurs und hohle Konversation. Die Pärchen Laurie und Margaret, Gus und Annie sowie Dan und Amy, allesamt Künstler und Filmschaffende, sind aus London hierher geflohen, raus aus der Umklammerung ihres tyrannischen Chefs K.L., mitten hinein in jenen scheinbar alltagsentrückten Bewusstseinszustand, der untrennbar verknüpft ist mit Minibars, Mixgetränken und Frühstücksbuffets.

Doch die plüschige Hotelatmosphäre bietet keine Sicherheit vor den inneren Dämonen. Je stumpfer und selbstgefälliger die Gespräche über den nächsten Whisky Sour und das Restaurant des nächsten Abends dahinplätschern, desto offenkundiger wird die gähnende Leere, die sie ummänteln sollen, die Furcht der Reisegruppe vor einem Leben, das nichts weiter bereithalten wird als den monotonen Reiz bildungsbürgerlicher Zerstreuungen, und die nervöse Sorge um das äußerst fragile Gerüst der Freundschaft. Dabei geistert durch alle Dialoge die gespenstische Abwesenheit K.L.’s, seine lustvoll erlittene Willkürherrschaft ist letzter gemeinsamer Fluchtpunkt einer nach ein wenig Transzendenz dürstenden Gemeinschaft, die Nachricht von seinem Tode aber läutet schließlich ihr Ende ein.

John Osbornes „Das Hotel in Amsterdam“ betreibt eine virtuose Einlullung: Es verpackt die Verzweiflung einer finanziell wie intellektuell saturierten Mittelschicht in watteweichem Salongeplauder und legt damit zugleich umso unbarmherziger den Finger in die Wunde einer von ihren eigenen Scheingebilden getäuschten Welt.


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