A Place Calling Itself Rome
John OsborneA Place Calling Itself Rome
Stück in 2 Akten
3 D, 8-12 H (Doppelbesetzungen möglich), Verw - Dek
Vermummte Demonstranten, Polizisten mit Schlagstöcken, knisternde Spannung in der Luft: in Rom steht die politische Lage kurz vor der Eskalation. Das Volk wendet sich gegen die herrschende Klasse und deren maßlose Selbstbereicherung. Der Zorn droht endgültig überzukochen, als General Coriolanus vor die Menge tritt. Coriolanus ist ein gewiefter und gnadenloser Krieger, der kaum etwas so sehr verachtet wie eine auf Populismus und Wankelmut der Masse gebaute Demokratie. Und er macht aus seiner Verachtung keinen Hehl.
Just in diesen Augenblick platzt die Nachricht, dass die Truppen der Volsker vor den Toren der Stadt stehen. Der Kampf gegen den äußeren Feind ist eine willkommene Gelegenheit, die innere Spaltung Roms zu überdecken. Coriolanus schlägt die Schlacht erfolgreich und kehrt als Kriegsheld zurück. Doch auch als Kandidat für das Amt des Konsuls weigert er sich, dem Volk nach dem Mund zu reden. Im Gegenteil: Von seinen politischen Widersachern angestachelt, lässt er sich zu einer Hasstirade hinreißen, die ihn geradewegs in die Verbannung führt. Dort verbündet sich Coriolanus mit den Guerillakämpfern der Volsker und steht kurze Zeit danach wieder vor den Toren Roms – diesmal jedoch auf Seiten seiner Feinde.
Der Ort, von dem John Osbornes „A Place Calling Itself Rome“ erzählt, nennt sich zwar Rom, könnte aber genauso gut Washington heißen oder Moskau, die Volsker wiederum Afghanen oder Tschetschenen. Denn Osborne hat seine Vorlage, Shakespeares spätes Stück „Coriolanus“, mitten in unsere Jetztzeit verlegt, in das Kriegsgetümmel einer modernen Massen- und Mediengesellschaft. Und tatsächlich: Shakespeares zeitlose Frage nach der Legitimation von Macht und Gewalt stellt sich im Angesicht allgegenwärtiger Fernsehkameras mit doppelter Schärfe.
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