Das Bildnis des Dorian Gray

John Osborne
Das Bildnis des Dorian Gray
(The Picture of Dorian Gray)
Eine moralische Unterhaltung nach dem Roman von Oscar Wilde
Stück in 2 Akten
Deutsch von Karsten Schälicke
5 D, 13 H, St, 2 Dek
Dorian Gray, ein Dandy von makelloser Schönheit, ergreift beim Anblick seines eigenen Ölportraits der Wunsch nach ewiger Jugend: „Dieses Bild wird immer jung bleiben. Es wird also nie älter sein, als es an diesem bestimmten Tag im Juni war – Wenn’s doch nur umgekehrt wäre! Man würde alles dafür geben.“ Sein Wunsch wird erfüllt, Kunst und Wirklichkeit tauschen die Plätze: Von nun an altert das Gesicht des Gemäldes, an Dorian selbst hingegen, der sich einem Leben in zügellosem Genuss hingibt, ziehen die Jahre spurlos vorüber. Ein teuflischer Pakt, denn mit dem Altern verliert Dorian auch alle Spuren des Menschlichen, für den Traum von ewiger Jugend und Schönheit bezahlt er schließlich mit seiner Seele.

„Eine moralische Unterhaltung“ hat John Osborne seine Dramatisierung von Oscar Wildes Meisterwerk „Das Bildnis des Dorian Gray“ untertitelt, und der Text hält Wort: Im Mittelpunkt steht das moralische – und zutiefst moderne – Dilemma eines künstlerischen Aufbruchs, der sich lossagen will vom biederen Moralismus des 19. Jahrhunderts, dessen ästhetizistisches Credo des „L’art pour l’art“ jedoch neue Monster gebiert. Denn die Verabsolutierung des Schönen zum höchsten Wert, wie sie der charismatische Salonphilosoph Lord Henry Wotton vertritt, entpuppt sich nicht nur als Deckmantel für Zynismus und Vergnügungssucht, sie wird für Dorian Gray sogar zu einem blutigen Spiel, an dessen Ende ihm nichts bleibt als die Auslöschung seiner zur kalten Kunst erstarrten Existenz.


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