Passion Play

Peter Nichols
Passion Play
(Passion Play)
Stück in 2 Akten
Deutsch von Bettina Arlt
4 D, 2 H, St, 1 Dek
"Passion Play" handelt von Leiden und Leidenschaft, von Lust und Frust, und von Verpflichtung und Freiheit. Eine alltägliche Thematik, jedoch ungewöhnlich umgesetzt.

Die beiden Protagonisten, das Ehepaar James und Eleanor, werden von verschiedenen Schauspielern zugleich verkörpert. Während der eine die Figur darstellt, wie sie nach außen hin auftritt, zeigt der andere, was in ihrem Innern vorgeht. Doch die äußere Handlung, anstatt eine logische Fortführung der inneren Vorgänge zu sein, steht meist in krassem Gegensatz zu ihnen und entlarvt somit die Mechanismen der Heuchelei, die unseren täglichen Umgang miteinander bestimmen.

James, etwa 50 Jahre alt, erlebt einen zweiten Frühling, als die 25-jährige Kate, die Geliebte seines kürzlich verstorbenen Freundes Albert, ihn verführt und die Freuden und den Nervenkitzel des Ehebruchs genießen macht. Als Ausdruck von James' lustvoller Innenwelt tritt Jim auf den Plan, während er selbst nach außen hin den Schein der heilen Ehe aufrechterhält. Als die Wahrheit ans Licht kommt, bricht für Eleanor eine Welt zusammen. Sie erkennt, daß ihr Mann sie niemals an seinen wahren Gefühlen teilhaben ließ, was sie in eine tiefe Vertrauenskrise stürzt. Sie versteckt sich ihrerseits hinter einer Maske der Unbeschwertheit, während Nell, ihr zweites Ich, den fortschreitenden Prozess ihres psychischen Zusammenbruchs verkörpert.

Je dichter das Netz aus Vorspiegelungen, Lügen und Heuchelei gespannt wird, desto mehr entfernen sich Innen- und Außenfiguren voneinander, bis die personifizierten Gedanken schließlich ein völlig autonomes Eigenleben führen und miteinander in Dialog treten.

"Passion Play" ist nichts für Angsthasen, Selbstverliebte oder Zimperliesen. Kein anderer Stückeschreiber heute besitzt eine solche Gabe, an den blanken Nerv privater Beziehungen zu rühren, die verwickelten Ausprägungen gegenseitiger Abhängigkeit bloßzulegen, im Seelenhaushalt die gefährlichen Überschneidungen zu sezieren, wo sich die Freuden langer wohltuender ehelicher Vertrautheit mit der beunruhigenden Lust auf Abenteuer und den Reiz des Neuen miteinander verflechten. Aha, also die gute alte Ehebruchgeschichte mal wieder, Sex gegen Liebe, oder besser Liebe plus aufmunternder nichtehelicher Sex, ja? Ja, genau, aber der Witz bei Nichols ist, daß er mit der Neigung englischer Stückeschreiber, die bittere Pille versüßen zu wollen, nichts am Hut hat - mit der Annahme nämlich, ein großzügiges Austeilen von Späßen steigerte den Unterhaltungswert. Nein, dieses Stück tut weh, man ist hin- und hergerissen. (Sunday Times)

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