Das Spiel von Liebe und Zufall

Pierre Carlet de Marivaux
Das Spiel von Liebe und Zufall
(Le jeu de l'amour et du hasard)
Komödie in 3 Akten
Deutsch von Gerda Scheffel
2 D, 4 H, 1 Dek
Silvia sträubt sich gegen die Heirat. Denn ein Mann mit gutem Charakter ist schwer zu finden. Männer haben zwei Gesichter, wobei sich die liebenswerte Miene oft als bloße Maske erweist. Als Silvias Vater ein Treffen mit Dorante arrangiert, mit dem sie verheiratet werden soll, ersinnt sie eine List: Um das innere Wesen ihres Zukünftigen in aller Ruhe prüfen zu können, tauscht sie mit ihrer Zofe Lisette die Rollen. Dabei soll sich zeigen, ob es das Gefühl vermag, die Vernunft zu überwinden. Wird sich Dorante also trotz des gespielten Standesunterschieds in Silvia verlieben?

Dorante jedoch hat denselben Einfall, er kommt in der Verkleidung seines Dieners Arlequin, der sich wiederum der vermeintlichen Silvia als Monsieur Dorante vorstellt. Der falsche Dorante, der sich flegelhaft und borniert aufführt, fällt schnell in Ungnade bei Silvia, wohingegen ihr dessen Diener durchaus gefällt. Auch der echte Dorante hat sofort ein Auge für die aufgeweckte Zofe, wobei ihn die falsche Silvia völlig kalt lässt. Der falsche Dorante und die falsche Silvia hingegen verlieben sich auf Anhieb ineinander. Auf Befehl ihrer Herren müssen sie deshalb ein doppeltes Spiel spielen: Sie geben vor zu sein, was sie nicht sind, und Gefühle nicht zu haben, die sie haben.

Wird die Liebe gesteuert durch Wesensverwandtschaft oder ist sie ein Produkt des Zufalls? Gut siebzig Jahre vor Goethes „Wahlverwandtschaften“ geht Pierre Carlet de Marivaux in seinem erfolgreichsten Stück den verborgenen Gesetzmäßigkeiten der Leidenschaften nach und verwandelt dazu die Bühne in ein Labor mit chemischer Versuchsanordnung: Gehen zwei Elemente die Verbindung mit ihrem natürlichen Partner auch dann ein, wenn sie ihn nicht als solchen erkennen?


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