Der alte Mann mit der jungen Frau

Rolf Schneider
Der alte Mann mit der jungen Frau
Volksstück mit Gesang in 9 Bildern
Nach Johann Nepomuk Nestroy
5 D, 14 H, St, Verw - Dek
Ziegelbrennerei-Besitzer Kern blickt auf seine revolutionären Ideen zurück wie auf längst verjährte Jugendsünden. Mit seiner jungen Frau Regine hat er sich ein richtiges Leben im falschen eingerichtet. Doch als ihm der junge Revoluzzer Anton, der sich wegen seiner Umtriebe gerade auf der Flucht vor einer langen Haftstrafe befindet, über den Weg läuft, erwachen beim altersmilden Kern die alten demokratischen Ideale. Er nimmt den Flüchtling und seine Verlobte Theres zu sich ins Haus und gibt ihnen dort ein Versteck. Damit ist Anton jedoch nur für den Augenblick gerettet, letztlich kann ihm nur eine Amnestie noch helfen. Die Staatsmacht aber zieht immer engere Kreise um Kerns Haus…

Nestroys Fragment „Der alte Mann mit der jungen Frau“ wurde zu Lebzeiten des Autors nie aufgeführt und ist bis heute auf deutschen Bühnen eine Seltenheit. Dabei gehört es nicht nur zu Nestroys politischsten Stücken, eine böse Posse über den Dünkel der feudalen Oberschicht zu Zeiten der Revolution von 1848, sondern es ist in seiner melancholischen Grundierung vielleicht auch eines seiner persönlichsten.

Rolf Schneider hat das Stück in seiner Bearbeitung behutsam vom österreichischen an den deutschen Erfahrungshorizont angenähert, den fragmentarischen Charakter mit dramaturgischen Eingriffen abgefedert und verklärte Volksszenen im Lichte historischer Entwicklungen herausgenommen. Erhalten bleibt dabei Nestroys Resignation in der Erwartung von Freiheit und Gleichheit, ein pessimistischer Grundton, der jedoch das Prinzip Hoffnung, so Schneider, „nicht widerlegt, sondern provoziert.“


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