Bunbury oder Das Vergnügen, Ernst zu sein
Oscar WildeBunbury oder Das Vergnügen, Ernst zu sein
(The Importance of Being Earnest)
Komödie in 3 Akten
Deutsch von Helmar Harald Fischer
4 D, 5 H, 3 Dek
Bunbury hat Algernon Moncrieff sich als hilfsbedürftigen Kameraden erfunden, um dem gesellschaftlichen Rigorismus seiner Tante Lady Bracknell zu entgehen. Und weil er dieses Entschuldigungsprinzip auch jedem anderen zutraut, enträtselt er leicht das Geheimnis seines Freundes Jack Worthing, der sich Ernst in der Stadt und Jack auf dem Land nennt. Die beiden Individualisten tricksen den ordnungsfixierten Verhaltenskodex der in Lady Bracknell personifizierten viktorianischen Gesellschaft aus und setzen ihre Heiratsabsichten mit zwei blutjungen Mädchen durch, deren raffiniert unschuldiges Spiel mit den gesellschaftlichen Gepflogenheiten sie fasziniert. Ernst muß heißen, wer ihr Mann werden will, und mit Vergnügen wird der nötige Zufall herbeigeführt, um formalen Konditionen zu entsprechen. Zeitlos, was an der Oberfläche sichtbar wird: Rhetorische Gefühlsposen als Show für die Mitwelt. Aber auch der Kern von Wildes Lebensstoff wird heute zum Grundkonsens: einer Fiktion ist die Anerkennung als Realität zu verschaffen, wenn es gelingt, diese Fiktion als Realität darzustellen. "In wichtigen Dingen ist Stil überzeugend", sagt Gwendolen, "nicht Glaubwürdigkeit". (HHF)
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