Doppelzimmer
Ivan KlímaDoppelzimmer
(Pokoj pro dva)
Einakter
Deutsch von Alexandra und Gerhard Baumrucker
2 D, 6 H, 1 Dek
Julie und Roman können ihr Glück kaum fassen: ein Doppelzimmer, mit Couch, Badezimmer und sogar mit einem Radio – ganz für sie allein. Nun wollen sie zehn Tage nur das tun, was Liebespaare am liebsten tun: sich stundenlang in den Armen liegen und die Zweisamkeit genießen. Das Glück währt jedoch nicht lange. Kaum hat man sich eingerichtet, klopft es an der Tür und der Geschäftsführer des Hotels verkündet fröhlich, dass man einen weiteren Gast im Zimmer unterbringen muss: den geschwätzigen Handelsvertreter Sup, der, kaum angekommen, sogleich Anekdoten über die Sportartikelindustrie zum Besten gibt.
Doch damit nicht genug. Sup hat gerade seinen Seidenschlafrock mit Blümchenmuster ausgepackt, da steht auch schon der Trommler Lopatka in der Tür – natürlich mit seinem Instrument. Und darauf folgt Mendl, ein Klarinettist mit Wahnvorstellungen, der seine indiskrete Frau Mendlová im Schlepptau hat. Schließlich beehrt noch Hrabĕ die sonderbare Nachtgesellschaft, der Chef dieses Orchesters, der die Betten neu verteilt und ellenlange ideologische Reden hält. Roman aber, der die Waffen streckt gegen die geballte Kraft der Invasion, muss hilflos zusehen, wie man Musik zu spielen beginnt, Schnaps öffnet, das Tanzbein schwingt und seine Julie im wilden Durcheinander schließlich dem energischen Hrabĕ brenzlig nahe kommt…
Ivan Klímas „Doppelzimmer“ erzählt mit bissig-absurder Situationskomik von einer Zwangsvergemeinschaftung: erst das Zimmer, dann die Frau, was kommt als Nächstes? Dabei treibt Klíma das existentielle Unbehagen an einer Gesellschaft auf die Spitze, in der das Individuum und seine Privatheit nichts ist, die Regulierungsmacht anonymer Bürokratien hingegen alles. Zwar kann Roman sich und seine Freundin Julie am Ende mit einem Trick aus der Umklammerung befreien, die Liebe des jungen Paares hat da allerdings schon irreparablen Schaden genommen.
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