Die Geschworenen

Ivan Klíma
Die Geschworenen
(Porota)
Schauspiel in zwei Teilen
Deutsch von Alexandra und Gerhard Baumrucker
1 D, 7 H, St, 1 Dek
Ein Gerichtsprozess als Farce: Sechs Geschworene haben über das Schicksal eines vermeintlichen Mörders zu befinden. An seiner Schuld bestehen begründete Zweifel – belastende Aussagen sind offensichtlich manipuliert, Zeugen der Verteidigung wurden nicht zugelassen, die ganze Beweisführung der Anklage steht auf äußerst wackligem Fundament. Bevor sich jedoch die Geschworenen ein vollständiges Bild machen können, schafft das Gericht Fakten. Erst taucht ein fragwürdiges Bekenntnisschreiben des Angeklagten auf, dann der Angeklagte selbst. Allerdings wurde das Urteil zu diesem Zeitpunkt bereits vollstreckt: sein Kopf sitzt nicht mehr auf dem Rumpf.

Damit die Öffentlichkeit jedoch an ein faires Verfahren glauben kann, muss der Tote posthum noch schuldig gesprochen werden. Und so beginnt für die Geschworenen ein Psychokrieg. Wer den Mord nicht nachträglich absegnet, spielt mit seiner eigenen Zukunft. Dem halten die meisten nicht stand. Sogar der Widerstand des kritischsten Kopfes der Gruppe, des Professors, wird nach einer „Sonderbehandlung“ durch die Staatsorgane schließlich gebrochen. Nur der Archivar fühlt sich bis zum Schluss seinem Gewissen verpflichtet und stimmt mit „nicht schuldig“ – ohne natürlich zu ahnen, dass er dem Regime damit sogar einen Gefallen tut…

„Die Geschworenen“ ist ein Stück, so Ivan Klíma, über die „Freiheit oder Unfreiheit des Menschen, sich zu entscheiden.“ Ein packender Justizthriller, der das Dilemma der Bürger aller vergangenen wie heutigen Unrechtsstaaten auf den dramatischen Punkt bringt: Wie ist ein Leben möglich, in dem man sich nicht zum Mittäter der Verbrechen macht? Und wie ist ein Widerstand möglich, der nicht als verzweifelte Geste der Machtlosen verpufft?


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