Lieber weit weg
Gerald MurphyLieber weit weg
(Take Me Away)
Stück in 4 Szenen
Deutsch von Thomas Huber
4 H, 1 Dek
Es war ein Vater, der hatte drei Söhne. Bren, Kev und Andy.
Fernab von irischen Harfen und grünen Wiesen erzählt Gerald Murphy die Geschichte einer Familie aus den ärmeren Gegenden Dublins von heute. Es geht um die Suche nach jener Wahrheit, die durch das enge Netz der Familienbande entschlüpft, dort, wo das Gesetz des Schweigens herrscht, wo Tabus wie Grenzsteine stehen. Die Beteiligten schonen sich nicht. Mit einem Humor, scharf wie ein Skalpell, zerteilen sie die Wortgebäude der anderen, um etwas freizulegen, das einen sicheren Tritt für den nächsten Schritt in die Freiheit bieten kann.
Früher Morgen. Bren, der Älteste, kommt von der Arbeit nach Hause. Er hat die ganze Nacht vor einem Monitor gesessen und einen Parkplatz überwacht. Jetzt entspannt er sich an seinem Computer mit Fotos aus dem Internet. Es klingelt. Sein Bruder Andy steht vor der Tür. Er ist schon betrunken. Was will er hier? Der Vater hat alle für heute Nachmittag um Vier in Brens Haus bestellt. Warum? Irgend etwas stimmt mit der Mutter nicht. Sie soll im Krankenhaus sein. Was hat sie denn? Andy weiß es nicht. Vielleicht was mit der Lunge, vielleicht die Wechseljahre, oder so. Wird sie sterben? Geht es um Geld? Eine Erbschaft? Andy vermutet so etwas. Kev, der Jüngste, weiß auch nicht mehr. Also sitzen sie und warten auf den Vater und erzählen sich, was sie so machen jetzt.
Andy ist Schweißer, mit Frau und Kind.
Bren steht kurz vor der Beförderung.
Kev, der Star der Familie, Mamas Stolz, arbeitet für eine amerikanische Firma. Was mit Computern, oder so. Was verdient man da?, will Andy wissen und bekommt keine Antwort darauf.
Endlich trifft Eddie, der Alte, ein. Er hat seine Söhne lange nicht gesehen. Sie sollen sich waschen und ordentlich anziehen, und sobald Andys Frau mit dem Kind da ist, werden sie alle zusammen zur Mutter gehen.
Was hat Mam denn? Wo ist sie nur? Geht es ihr gut?
An diesem Nachmittag rutschen alle vom hohen Reck ihrer Lebenslüge ab. Es kommt zu einem Moment of Truth, der alles umstürzt, was bis dato zum Sprachgebrauch der Familie gehörte. Scheinbar kann von nun an nichts mehr so bleiben, wie es war, und doch verabschieden sich am Ende alle Beteiligten mit einem Achselzucken aus der Katastrophe. Nicht einmal zu einer Erkenntnis hat es gereicht.
Die allgegenwärtige Abwesenheit der Mutter tränkt das Stück mit Unwirklichkeit. Der Vater und seine drei Söhne fügen sich zusammen wie die Splitter eines zerbrochenen Spiegels.
Ihre bohrende Naivität erzeugt pralle Komik.
Ein Fest für Schauspieler.
"Pressestimmen aus Edinburgh 2004 über >Take Me Away<:"
Charles Spencer, "Daily Telegraph": "It is a cracker, at once wildly funny and desperately bleak.... hugely entertaining, and often laugh-out-loud funny, but beyond the laughter lies a wasteland of masculine inadequacy, greed and selfishness – I suppose what one is always looking for on the Fringe is the distinctive new voice, the writer with his own individual take on the world, and a talent that looks as though it might develop and endure. They crop up infrequently, and when you hit on one, the excitement is palpable. Gerald Murphy strikes me as being just such a dramatist."
Sam Marlowe, "The Times": "Beneath the humour there's a sharp suggestion that the men's sense of futility, resentment and dislocation may have consequences that are deadly serious ... Go and see it, and laugh till it hurts."
Susannah Clapp, "The Observer": "The funniest play on the Fringe."
Joyce McMillan, "The Scotsman": "A fast, funny, sad and brilliant comedy about the collapse of family life in the new, materialistic Ireland."
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