Die Eiche

Tim Crouch
Die Eiche
(An Oak Tree)
Stück in 8 Szenen
Deutsch von Bernd Samland
1 H, 1 D/H, 1 Dek
Das Rollenverzeichnis benennt die Personen: „Hypnotiseur“, „Vater“. Und weist gleich darauf hin, dass die Rolle des Vaters jeden Abend von einer anderen Person egal welchen Geschlechts gespielt werden soll. So dass der Eindruck eines nicht inszenierten Spiels entsteht.

Dabei ist die Ausgangsposition ganz einfach Theater auf dem Theater. Der Hypnotiseur kommt mit dem zweiten Schauspieler auf die Bühne und erklärt ihm/ihr, dass gleich eine Hypnosenummer wie im Varieté beginnen wird. Der zweite Schauspieler spielt den Vater einer Tochter Claire, die bei einem vom Hypnotiseur verursachten (oder auch nicht) Unfall ums Leben gekommen ist. Der Vater hat den Hypnotiseur auf einem Plakat erkannt und soll Aufklärung fordern. Dann schickt der Hypnotiseur den Vater ins Publikum, aus dem er in der 2. Szene als Freiwilliger für die Hypnosenummer auf die Bühne geholt wird. Und das Hypnosespiel beginnt.

Durchgespielt wird die Unfallsituation, die Erniedrigung und Erhöhung des Hypnotisierten, der sich in die Hosen macht, aber plötzlich auch Klavier spielen kann, bis man nicht mehr weiß: Wer ist wer und wer ist wessen Tochter, die der Vater, um sich zu trösten, in eine Eiche verwandelt glaubt.

Ist die Ausgangsposition – zwei Personen auf der Bühne mit verteilten Rollen – ziemlich klar, so ist am Ende alles ziemlich unklar, wenn die beiden sich gegenseitig „hypnotisieren“. Der angestrebte suggestive „hypnotisierende“ Effekt dieser theatralen Versuchsanordnung mit Hang zum Performance-Gesamtkunstwerk ist verwirrend, wie der Hinweis auf das Kunstwerk von Michael Craig-Martin An Oak Tree, das dem Stück den Titel gibt und aus einem Glas Wasser in einem Regal mit auch dem Stück beigefügtem Text besteht. Darin behauptet der Künstler, er habe das Glas Wasser in eine Eiche verwandelt. Was ziemlich an Alice in Wonderland erinnert, wo auch behauptet wird: Ich bestimme, was die Worte bedeuten. Kunst ist, was ich Kunst nenne. Konzept-Kunst halt. Ich kenne kein ähnliches Stück Theater.


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