Als ob sie schliefen

Dirk Waanders
Als ob sie schliefen
Stück in 4 Akten
3 D, 6 H, 1 Dek
Die Rolle der "Lady Macbeth" soll Stella nach zwanzigjähriger Abstinenz wieder zurück auf die Bühne verhelfen. Um sich auf die bevorstehende Probenarbeit vorzubereiten, wendet sie sich an den Regisseur Elias Kastner, der vor mehr als dreißig Jahren ihr Geliebter war. Ihre Beziehung ging damals in die Brüche, weil Stella sich in Hermann Schlesinger verliebt hatte, einen jungen Dramatiker, der immer noch vom Erfolg seines Erstlingswerkes zehrt, bei dessen Uraufführung Stella, unter der Regie von Elias, die Hauptrolle spielte.


Das Wiedersehen nach drei Jahrzehnten ist herzlich und offenbart zugleich ihre wechselseitige Abhängigkeit: Stellas Angst, bei ihrem Comeback zu versagen, ist so groß, dass sie Elias´ Zuspruch regelrecht erbettelt, und Elias kann kaum verbergen, dass er Stella immer noch liebt.


Im Haus seiner Eltern hat Thomas, der ältere Sohn von Hermann und Stella, erfolgreicher Chirurg an der Charité, aufgrund eines Zerwürfnisses mit seiner Lebensgefährtin Carmen vorübergehend Unterschlupf gefunden. Sein jüngerer Bruder Jürgen, Frauenheld und Schöngeist mit literarischen Ambitionen, hat zwar ein abgeschlossenes Literaturstudium, konnte sich jedoch nie zu einem Beruf entschließen und lebt noch immer zu Hause, ein Zustand, an dem er durch sein Verhältnis mit der Angestellten Lisa durchaus Gefallen findet.


Hermann gibt nur höchst widerwillig sein Einverständnis, als Jürgen beschließt, für die Niederschrift eines Romans nach Paris zu gehen. Lisa, die Jürgen ihre


Liebe offenbart, verzweifelt. Am Abend vor seiner Abreise bringt sie ihn dazu, ihr ein viele Jahre gehütetes Familiengeheimnis anzuvertrauen.


Zwar feiert Stella als "Lady Macbeth" ein triumphales Comeback, doch auch sie wird von der Vergangenheit eingeholt und verfällt wieder in alte Verhaltensmuster: sie trinkt und demütigt ihre Mitmenschen, allen voran Hermann, der Elias gesteht, dass ihre Ehe ein viele Jahre andauerndes Martyrium ist.


Thomas verlässt seine langjährige Lebenspartnerin Carmen und teilt ihr diese Entscheidung in einem Brief mit. Als Jürgen sie tröstet, kommt es unversehens zum Liebesakt.


Schon nach drei Monaten kehrt Jürgen aus Paris zurück. Bei ihm wurde ein Hirntumor diagnostiziert, und er nötigt Thomas das Versprechen ab, ihn zu operieren. Zuvor vertraut er Lisa sein fertiggestelltes Manuskript an, das die Geschichte seines Lebens enthält.


Jürgen stirbt; Carmen offenbart, dass sie ein Kind von ihm erwartet; Thomas betrachtet den Tod des Bruders als persönliche Schuld und verschwindet; Lisa verlässt, Jürgens Manuskript im Koffer, das Haus der Schlesingers; Stella und Hermann bleiben zurück.


 



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