Sunburst
Tennessee WilliamsSunburst
2 Szenen
2 D, 3 H, 1 Dek
Der Freundlichkeit von Fremden kann Sylvia Sails, eine gealterte Schauspielerin im Ruhestand, nicht trauen. Als es eines Abends an der Tür ihres New Yorker Hotelzimmers klopft und sich eine männliche Stimme als ihr Hausarzt ausgibt, ahnt sie bereits Böses. Und tatsächlich ist Giuseppe, jugendlicher Nachtportier des Hotels von italienischer Abstammung und boshaft-unberechenbarer Virilität, der sich mit dieser Finte Zutritt verschafft, weniger an der Gesundheit der alten Dame interessiert als an „Sunburst“ – einem sündhaft teuren Diamantring an ihrer Hand.
Sylvia jedoch, durch Alterslähmung kaum zu Gegenwehr fähig, ist eine Kämpferin, die den gewaltbereiten Unverschämtheiten Giuseppes die unerschrockene Haltung und den Stolz einer Grande Dame der Bühne entgegensetzt. Die Bedrohungslage eskaliert allerdings, als Giuseppe Unterstützung von seinem finsteren Kumpanen Luigi bekommt. Jetzt muss Sylvia, die im Moment höchster Not ihre Gedanken an Shakespeare-Versen schärft, ihre gesamte Raffinesse einsetzen, um das Verbrecherpärchen zu beschäftigen, bis der Morgen kommt und das erste Licht durch die Wolken bricht…
Das Kurzstück „Sunburst“ versammelt die thematische Vielfalt von Tennessee Williams in komprimierter Form. Im Mittelpunkt steht die so unverwechselbare Konfrontation zwischen einer weiblichen Sphäre von Kultur und Imagination mit den dumpfen Besitzansprüchen animalischer Männlichkeit. Doch der Glanz des Geistes trägt den Sieg davon, und „Sunburst“ legt ein leidenschaftliches Plädoyer ab für die erhellende Kraft des Theaters und des Wortes.
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