Das Stigma
Dirk WaandersDas Stigma
Stück in 2 Akten
6 D, 5 H, 1 Dek
Indianapolis, Indiana. Um seiner Tätigkeit als Betreiber eines Jahrmarktstandes ungestört nachgehen zu können, gibt das Ehepaar Likens seine beiden Töchter Sylvia und Jenny für die Sommermonate des Jahres 1965 bei der allein erziehenden Gertrude Baniszewski in Obhut. Dem Stück liegt ein wahres Geschehen zugrunde, mit dem sich auch Kate Millett in ihrem Buch "The Basement. Meditations on a Human Sacrifice" beschäftigt hat.
Gertrude Baniszewski, Mutter von sieben Kindern, hat ständig Geldsorgen, da ihr Ex-Mann, der Polizist John Baniszewski, sowie ihr Liebhaber Dennis, Vater ihres jüngsten Sohnes Denny, nur unregelmäßig Alimente zahlen. Mit der Erziehung ihrer Kinder und dem Haushalt für die nun zehnköpfige Familie ist die an Asthma leidende Frau restlos überfordert.
Schon wenige Tage, nachdem die Likens-Schwestern bei ihr eingezogen sind, beginnen die ersten Repressalien gegen Sylvia, die ältere der beiden. Was mit falschen Anschuldigungen und Schlägen beginnt, gerät zusehends außer Kontrolle und gipfelt zuletzt in einer systematischen Folter der 16-jährigen, die aus schwesterlichem Verantwortungsgefühl für ihre an Kinderlähmung erkrankte, jüngere Schwester Jenny keinen Fluchtversuch unternimmt.
Die letzten Wochen ihres Lebens muss Sylvia gefesselt im Keller des Hauses zubringen. Unter Anleitung Gertrudes beteiligen sich ihre drei älteren Kinder Paula, Stephanie und John an den Prügelstrafen, aber auch Coy Hubbard, Richard Hobbs und Randy Leper, drei minderjährige Jungen aus der Nachbarschaft. Sylvia wird geschlagen, mit kochendem Wasser verbrüht, mit glühenden Zigaretten verbrannt, mit Judogriffen gegen die Wand geschleudert; zuletzt brennen die Kinder ihr die Worte "Ich bin eine Prostituierte und stolz darauf" mit einer glühenden Nadel auf den Bauch.
Viel zu spät erst zeigt die verängstigte Schwester Jenny das Martyrium ihrer Schwester mittels eines anonymen Anrufes dem Sozialamt an. Doch Gertrude versteht es geschickt, Mrs. Barbara Sanders, die sich vor Ort ein Bild von der Sache machen will, mit einer Lügengeschichte zu beeindrucken. Am 26. Oktober 1965 erliegt Sylvia Likens ihren schweren Verletzungen. Erst als die Polizei auftaucht, hat Jenny den Mut zu der Aussage: "Holen Sie mich hier raus, dann werde ich alles erzählen."
Zurück zur Übersicht