Die Anarchistin
David MametDie Anarchistin
(The Anarchist)
Schauspiel
Deutsch von Bernd Samland
2 D, 1 Dek
Nach 35 Jahren Gefängnis bittet Cathy, wegen gewaltsamen Raubüberfalls mit zwei Toten zu lebenslänglicher Haft verurteilt, um Straferlass. Darüber zu befinden hat Ann, Justizbeamtin, kurz vor ihrem Ausscheiden aus dem Dienst. Seit etlichen Jahren wartet sie auf ein eindeutiges Schuldbekenntnis, auf ein Wort der Reue. Und auf Informationen zum Aufenthaltsort von Cathys damaliger Komplizin. Ein allerletztes Mal liefern sich beide Frauen einen erbitterten Machtkampf, ein dramatisches Gefecht um Schuld und Sühne, aufreibend, intensiv und schneidend intelligent bis zur letzten Minute.
Denn es prallen zwei Egos und zwei Wertesysteme aufeinander, die kühl kalkulierende Gesetzeshüterin auf der einen Seite, auf der anderen die Staatsfeindin, ein grenzgängerischer Geist mit Verbindungen zum anarchistischen Untergrund. Während Cathy nach einem – strategischen? – Bekenntnis zu Jesus Christus jedoch an Barmherzigkeit und Humanität appelliert, entpuppt sich Ann zunehmend als Hardlinerin, die an eine Besserungsfähigkeit des Menschen nicht mehr glaubt und den Rechtsapparat rigoros einsetzt für ihren ganz persönlichen Rachefeldzug…
David Mamet hat einen philosophischen Politthriller geschrieben, der tief hinabreicht in die lichtfernen Abgründe unseres Rechtssystems – entstanden ist dabei ein hellsichtiges Stück von zeitloser Aktualität. Ob es die RAF-Prozesse sind, Guantánamo oder die Inhaftierung von Julija Timoschenko: Überall offenbart das Recht, dass es am Ende auf nichts verweist außer auf sich selbst und die Waffen seiner Durchsetzung. Damit aber werden Terrorakt und Strafjustiz zu unheimlichen Zwillingen, denn beide gründen ihre Macht auf Gewalt.
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