In Our Profession
Tennessee WilliamsIn Our Profession
Kurzstück
2 D, 1 H, 1 Dek
Großstadt, die Junggesellenwohnung von Richard. Die Schauspielerin Annabelle ist zu Besuch, man kennt sich erst seit zwei Tagen. Annabelle spricht von ihrem Beruf – ihrer kleinen Rolle, in der sie ein Leopardenfell trägt, und den ewigen Gastspielreisen, von einer Stadt in die nächste, seit acht Jahren schon. Sie erzählt von ihrem Leben, das laut ist, verrückt, grell, sinnlos und dumm. Sie will ankommen, in einem echten Leben, mit echten Gefühlen. Und macht Richard einen Heiratsantrag.
Richard jedoch, ein Zyniker, der nicht an das echte Leben und die echten Gefühle glaubt, gerät in Panik und ruft seinen Freund Paul zu Hilfe. Kaum ist Paul angekommen und Richard kurz in der Küche verschwunden, da wendet sich Annabelle an den Freund. Sie spricht von ihrem Leben, das laut ist, grell, verrückt und rastlos. Wie der Flug eines Vogels im Sturm. Sie möchte festgehalten werden, von einem Menschen, der sie wirklich liebt. Und macht Paul einen Heiratsantrag.
Die Not des Seins in der Allgegenwart des Scheins: Der Konflikt, den Tennessee Williams in seinem Kurzstück „In Our Profession“ entfaltet, weist über die Berufskrankheiten von Theaterschaffenden weit hinaus. Denn die Welt von „In Our Profession“ ist eine Welt des allgegenwärtigen Theaters, in dem wir alle unentwegt nur noch Rollen spielen. Eine Welt im Bildersturm der neuen Medien, in der Sein und Schein ununterscheidbar geworden sind. Eine Welt schließlich, die ganz und gar unsere heutige ist.
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