Torschusspanik

Tom Wells
Torschusspanik
(Jumpers For Goalposts)
6 Szenen, 6 Wochen
Deutsch von Hannes Becker
1 D, 4 H, 1 Dek
Beardy Geoff (25) hofft auf seine große Chance: Einmal auf der großen Bühne stehen und für alle singen – alle beim Gay Pride in Hull, der mittleren Großstadt in Nordengland, deren Haupteigenschaft ihre Durchschnittlichkeit ist. Im Moment ist Geoff noch Straßenmusiker und Stürmer im Team „Barely Athletic“, in der schwullesbischen Fußballiga von Hull. Eines Tages aber – wenn es nach ihm geht – wird er eine Schwulenikone sein. Dafür muss er den einen Song finden, der ihm die Herzen der Menschen öffnet und die Wunde in seinem Inneren heilt, die er davongetragen hat, als er Opfer eines schwulenfeindlichen Überfalls wurde.

Seine Teamkollegen bei „Barely Athletic“ haben andere Sorgen. Viv (37), Betreiberin eines Pubs, gekränkt von ihrem Ausschluss aus dem lesbischen Team, kämpft gegen die Letztplatzierung von „Barely Athletic“ und um ihren Schwager Joe (39), den selbsterklärten „ganz normalen Mann“ und heterosexuellen Torwart des Teams. Der trauert um seine Frau, Vivs Schwester Julie, und hat alle Hände voll zu tun, sich Vivs ruppigen Beistands zu erwehren. Will Viv, die ihm mangelnde Fitness und fehlenden Lebensmut vorwirft, eigentlich nur ihre eigene Trauer verdrängen? So kommt es Joe vor.

Danny (22) träumt von dem erfolgreichen Abschluss seiner Fußballtrainerausbildung - und von dem schüchternen Bibliothekar und Tagebuchschreiber Luke (19). Danny hat es schon geschafft, Luke zum Einstieg bei „Barely Athletic“ zu bewegen. Und Luke mag Danny. Aber Danny trägt ein Geheimnis mit sich herum: Er hat HIV. Als er sich Luke offenbart, kommt es zum Eklat: die Liebe und die Liga scheinen verloren. Doch Beardy Geoff hat einen Plan, und diesmal soll alles gut werden...

Wells beweist sicheres Gespür für Timing, Pointen und sprachlichen Ausdruck und hat zugleich die Größe zur Antiklimax, wenn dies die Treue zu seinen Figuren verlangt. Lebhafte Wortwechsel und die lakonisch-präzisen Monologe, die Wells Stücke auszeichnen, gehen eine prägnante Verbindung ein, in der nicht nur alles Platz hat, was eine gute Theaterkomödie auszeichnet, sondern auch all die Selbstzweifel und Ängste, die zum normalen Leben gehören. Mit maximaler Aufmerksamkeit für die Situation seiner Charaktere schafft Wells ein lebensechtes Ensemble, in dem jede Figur eine Hauptfigur ist. Sie alle verbindet die Kraft der Freundschaft und das Streben nach einem sehr alltäglichen Glück, das oft nur einen Schritt entfernt liegt. Wie schwer es sein kann, diesen Schritt zu gehen, und wieviel dabei auf dem Spiel steht, das erzählt Torschusspanik mit Leichtigkeit und Wärme.

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