Begleitagentin
Mark ZakBegleitagentin
Theaterstück in 2 Szenen
1 D, 1 H, 1 Dek
Die Suite eines Berliner Luxushotels. Oleg, russischer Oligarch, sitzt am Laptop und arbeitet. Er handelt mit Millionen: Leerverkäufe, Aktien, Staatsanleihen. Doch dann taucht Helga auf, eine nicht mehr ganz junge Begleitdame der Agentur „Auf Schritt und Tritt“. Olegs Bodyguard scheint sie geordert zu haben, doch der steckt noch im Stau. Mit russischen Witzen versucht sie, den einsilbigen Oleg zu unterhalten. Helga redet um Zeit.
Selbst in der DDR aufgewachsen, hat sie aber auch ein Händchen für die sensiblen Themen: den Ukraine-Konflikt, die Krim und das Völkerrecht, Putin und Pussy Riot, die humanitären Werte jenseits von Geld, Macht und Staatsräson. Je weiter Helga bohrt, desto mehr offenbart der mürrische Oleg sein tief gespaltenes Verhältnis zur eigenen Heimat, zu dem explosiven Gemisch eines Vielvölkerstaats, in dem der Afghanistan-Veteran nach Ende der Sowjetunion mit Waffenverkäufen das große Geld gemacht hat.
Doch dann ist da noch das, was die zielbewusste Helga zunächst verschweigt: dass sie ihre eigene dunkle Geschichte mit diesem Land hat, eine Geschichte ihrer Familie, die bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreicht … Mit einem Mal nimmt der Abend für Oleg eine schockierende, für den Zuschauer höchst überraschende Wendung. Zunächst scheinbar eine Verwechslungskomödie oder eine Romantic Comedy, wandelt sich das Stück zum kriminalistischen Geschichtsdrama.
„Begleitagentin“ von Mark Zak rückt der verwicklungsreichen Vergangenheit deutsch-russischer Verhältnisse auf den Pelz – mit analytischer Schärfe, feinem Witz und fesselnder Erotik. Was dabei ans Tageslicht befördert wird, ist nichts Geringeres als die historische Tiefe einer Konfliktlage, die Europas Gegenwart genauso bestimmt wie Europas Zukunft.
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