Tarelkins Tod *

Alexander W. Suchowo-Kobylin
Tarelkins Tod *
(Smert Tarelkina)
Farce in 3 Akten
Deutsch von Ingeborg Gampert
1 D, 13 H, 2 Dek
Kollegienrat Tarelkin, ein kleiner Gauner im russisch-zaristischen Staatsdienst, hat einen raffinierten Plan. Um seine Schulden loszuwerden, will er sich selbst sterben lassen und fortan unter dem Namen seines verstorbenen Nachbarn Hofrat Kopylow weiterleben. Doppelt genial: Als Hofrat Kopylow, der dann das Insiderwissen des Kollegienrats Tarelkin hat, kann er nach seinem offiziellen Tod ganz unverdächtig seinen ehemaligen Vorgesetzten – gemäß behördlicher Hierarchie ein noch viel größerer Gauner als er selbst – erpressen.

Der ehemalige Vorgesetzte, ein Minister, ist jedoch nicht nur ein viel größerer Gauner als Tarelkin, er ist auch noch viel raffinierter. Der Minister durchschaut das so fein ausgeklügelte Spiel mit der Identität und lässt Tarelkin/Kopylow, die beide ja streng genommen tot sind, folgerichtig als Vampir verhaften. Damit aber schlägt die Stunde von Ermittlungsrichter Rasspljujew, dem nichts gelegener kommt, als die wenige und seltene Macht, die er hat, am armen Tarelkin genüsslich auskosten zu können…

Beamtenfilz, Bestechung und Betrug: Am Ende der grotesken Satire „Tarelkins Tod“ ist natürlich nicht allein Tarelkin der Vampir – vielmehr ist er der Hanswurst, den es braucht, einer ganzen Gesellschaft von Vampiren den Spiegel vorzuhalten. Diese Gesellschaft hat die maximale Bereicherung auf Kosten anderer derartig zum obersten Funktionsprinzip erhoben, dass der Zuschauer von heute, in Zeiten von Steuerflucht und Börsencrash, wahrscheinlich zweimal hinschauen muss, um ihren historischen Charakter zu erkennen.


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