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Pavel Kohout
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Einakter aus dem Leben des Schriftstellers Ferdinand Vaněk
2 D, 5 H, 1 Dek
Der Schriftsteller Ferdinand Vaněk, der in Tschechien zur persona non grata erklärt und mit einem Aufführungsverbot belegt worden ist, wacht eines Morgens in einem Schlafsack am Ufer der Donau in Österreich auf. Wie er hierher kam, weiß er nicht, aber dass er nicht mit Hilfe imperialistischer Agenten freiwillig aus der ČSSR geflohen ist, glaubt ihm niemand. In Prag verurteilt man ihn daher kurzerhand in Abwesenheit wegen Republikflucht zu einer Gefängnisstrafe.

Im Exil stürzt sich das Fernsehen neugierig auf den Dissidenten und seine angebliche Fluchtgeschichte. Hier soll er im Kreise westlicher Kollegen von seinen Lebenserfahrungen „aus dem Osten“ berichten. Der bescheidene Vaněk erlebt, wie die Studiogäste seine Geschichte als Bühne für ihren Jahrmarkt der Eitelkeiten nutzen, dem auch die hilflose Moderatorin nicht Einhalt gebieten kann. Man ergeht sich in Selbstdarstellungen, bestätigt sich gegenseitig seine Vorurteile oder verfestigt sein Halbwissen, während der Gast zur dekorativen Nebensache wird. Als alle politischen Themen bis hin zu der simplen Frage „Wie macht man eigentlich böhmischen Obstknödel?“ kleingekocht worden sind, verschwindet Vaněk unbemerkt inmitten des Getöses und schwimmt durch die Donau zurück in die ČSSR...

Die Figur des Dissidenten Ferdinand Vaněk hat Pavel Kohout sich von Vaclav Havel geliehen. Sie tritt ebenfalls in den Einaktern „Attest“ und „Morast“ auf.


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