Patt oder Spiel der Könige

Pavel Kohout
Patt oder Spiel der Könige
Ein Jahrhundertspiel ohne Pause, die jedoch möglich ist
1 D, 2 H, 1 Dek
Seit vierzig Jahren spielt ein alter Shakespeare-Übersetzer jeden Samstag eine Partie Schach mit seiner Gattin. Und seit vierzig Jahren muss Gattin Elsa, früher mitsamt der beiden Kinder, anschließend die Familienvilla verlassen, um ihren Mann Franz wegen eines absonderlichen Rituals alleine zu lassen. Franz räumt in der Wohnhalle alle modernen Möbel beiseite und stellt die alten Möbel aus den vierziger Jahren vom Dachboden an ihre Stelle. Sobald er alleine ist, schiebt er den Bücherschrank zur Seite und öffnet eine geheime Falltür, damit sich der seit vierzig Jahren versteckte jüdische Dichter Walter – wie immer am Sabbath – nach dem Stand des Zweiten Weltkrieges erkundigen kann.

Heute will Franz sein Ritual zum letzten Mal vollziehen. Aber er muss zu seinem Entsetzen feststellen: Sein unterirdischer Gast weiß schon längst, dass er keineswegs der letzte überlebende Jude in einer von Nazideutschland regierten Welt ist, wie Franz ihn glauben machte. Und er weiß außerdem, warum Franz ihn hier unten versteckt hält und gegenüber seiner Frau Elsa für tot erklärte. Denn sie hat den Dichter Walter einst geliebt. Der Dichter bewahrte seinerseits ein Geheimnis. In all den Jahren als Kellergast besuchte ihn heimlich Elsa, die Frau seines Gastgebers…


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