Der Bußfertige

David Mamet
Der Bußfertige
(The Penitent)
Stück in 8 Szenen
Deutsch von Michael Eberth
1 D, 3 H, 1 Dek
Mamet spürt dem Unbehagen nach, das sich in den liberalen Gesellschaften ausbreitet, seit die aufgeklärten Gemüter erkennen müssen, dass sie die Bedrohung der Ordnung ihrer Welt nicht nur der Wiederkehr von „bewältigt“ geglaubtem Ressentiment verdanken, sondern auch der eigenen Verblendung. Mamets „Bußfertiger“ ist ein Psychotherapeut, der gegen den Auftrag rebelliert, zu Gunsten eines Mörders, den er vor dessen Taten behandelt hat, als Zeuge der Verteidigung vor Gericht aufzutreten.

Er verweigert sich dem Ansinnen, zur Entlastung des Täters beizutragen, und die nach Abweichung gierenden Medien, die den Mord verkaufsfördernd ausgewalzt haben, bauschen die Weigerung zum Skandal auf. Der Täter ist homosexuell. Die Medien werfen dem Therapeuten Homophobie vor. Er sucht Rat bei einem Rabbi und findet Halt in der Religion.

Im Gespräch mit einem Staatsanwalt, das an die Großinquisitoren von Schiller und Dostojewski denken lässt, erinnert er an die Strenge von Gottes Gesetz, das ihn dazu bewegt, sich den Regeln des Spiels der Gewissenlosen zu verweigern. Trotz verzweifelter Einreden seiner Frau und beschwörenden Abratens ihres befreundeten Anwalts folgt er dem Diktat seines Gewissens. Seine Aufzeichnungen über die Behandlung des späteren Täters waschen ihn vom Vorwurf der Homophobie rein, belegen aber auch, dass er dessen Gewaltbereitschaft falsch eingeschätzt hatte. Das Erwachen seines Läuterungsstolzes zerstört seine Ehe und seine berufliche Existenz.

Zurück zur Übersicht