Ich, Cinna (Der Dichter)

Tim Crouch
Ich, Cinna (Der Dichter)
(I, Cinna (The Poet))
Monolog
Deutsch von Klaus Chatten
1 H, 1 Dek
Eine Demokratie.

Alle sind scheinbar gleich. Alle sind rein theoretisch gleich geboren.

Der herausragendste Mann der Republik ist Cäsar.

Die Medien berichten, wie das Volk ihm am Luperkusfest dreimal die Königskrone anbot und er sie verweigerte.

Cinna der Dichter beobachtet all dies. Er will darüber schreiben, aber ihm sind die Worte ausgegangen.

An den Iden des März schließlich töten Männer der Republik Cäsar, um dessen Machtbesessenheit ein Ende zu setzen. Unter ihnen Cinna der Verschwörer.

Das Volk begehrt auf. Es gibt einen Aufruhr.
Straßenschlachten. Polizeieinsätze. Die Medien berichten. Ein Zustand, der uns heute in diesen bewegten Zeiten vielleicht näher ist, als wir es gern wahrhaben wollen.

Cinna der Dichter will Brot kaufen und bekommt nur ein Huhn.

So erleben die Zuschauer ihn, wie er nach Hause zurückkehrt und sich sein Essen zubereitet. Zudem lädt er das Publikum dazu ein, ein Gedicht mit ihm zu schreiben. Es soll ein großes Gedicht werden. Deshalb stellt Cinna große Fragen: Wofür bin ich bereit zu sterben? Wofür bin ich bereit zu töten?

Cinna drängt es aus Neugier zurück auf die Straße. Der Mob, der sich Jahrtausende lang gleich bleibt, lyncht ihn, weil er denselben Namen trägt wie einer der Verschwörer.

Cinna hat das große Thema seines Gedichtes gefunden: Cinnas Tod.

Aber jetzt ist es zu spät.

Tim Crouch stellt mit einer Shakespeare-Figur aus „Julius Cäsar“ die Frage, was gerade in unserer Welt stirbt.

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