Die Masken des Teufels
David MametDie Masken des Teufels
(The Christopher Boy‘s Communion)
Deutsch von Michael Eberth
2 D, 3 H, Verw - Dek
In dem Drama The Christopher Boy’s Communion, mit dem David Mamet die Serie seiner Moral Plays fortsetzt, wendet er sich der Frage zu, ob die liberalen westlichen Gesellschaften mit ihrer Toleranz gegenüber den Gesetzesbrechern und ihrer Gleichgültigkeit gegenüber Anwälten, die dem Geld ihr Gewissen opfern, das Prinzip der Gerechtigkeit ad absurdum führen. Der Sohn einer streng gläubig katholischen New Yorker Familie bringt unter Umständen, die den Missbrauch von Drogen vermuten lassen, am helllichten Tag im Central Park seine jüdische Freundin um, und ein Polizeibeamter, der kurz vor der Pensionierung durch den Park spaziert, ertappt den Täter dabei, wie er die Leiche in ein Gebüsch zerrt. Er sorgt für dessen Verhaftung, blickt auf einer Bank im Park auf seine Dienstzeit zurück, in der er zu oft erleben musste, dass auf die Tat keine ihr gemäße Strafe folgte, und gibt sich die Kugel.
Bewegt vom Suizid des Kollegen, unterhalten sich zwei Polizeibeamte im ersten Teil des Stückes darüber, wie neue Verordnungen den Gesetzesbrechern zugutekommen und die Moral derer zerstören, die ihr Leben dem Aufrechterhalten einer Ordnung opfern, die von der Gesellschaft nicht mehr gewürdigt wird. Die beiden beenden ihr Gespräch mit der Frage, ob der Kollege in Ehren bestattet werden wird – als einer, der „eine Seele hatte“.
Im zweiten Teil bemüht sich die Mutter des Mörders, ihren Sohn unter Einsatz aller ihr zugänglichen Mittel davor zu bewahren, im Gefängnis enden zu müssen. Sie sucht die Hilfe eines Anwalts. Und verzichtet auf dessen Dienste, weil er nicht bedingungslos genug für den Täter eintritt. Dann versucht sie, den Pfarrer der Kirche, dem sie jahrelang Geld zukommen ließ, für den Plan zu gewinnen, das jüdische Opfer anzuschwärzen, und fordert ihn auf, durch eine Lüge bei den Geschworenen Zweifel an der Schuld ihres Sohnes zu wecken. Und wendet sich, als alles nichts fruchtet, an eine Mrs. Charles, die in der angelsächsischen Kultur als Inkarnation des Satans gilt – und lässt sich von ihr erklären, welche seelischen Bindungen sie abwürgen muss, um ihr Ziel zu erreichen.
Der Entheiligung der einst gläubigen Mutter des Täters stellt Mamet als Sinnbild einen Hinweis auf die Kommunion des Sohnes einer Familie Christopher gegenüber, die den Namen des Heiligen trägt, der den Jesusknaben über den Fluss trug.
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