Vor die Hunde gehn
Djuna BarnesVor die Hunde gehn
(To the Dogs)
Stück in einem Akt
Deutsch von Christine Koschel und Inge von Weidenbaum
1 D, 1 H, 1 Dek
Der Wohnraum eines Landhauses. Am Kaminsims steht Helena Hucksteppe, in ein Kleid gewandet, das beinahe allzu genau zur Traurigkeit ihres Körpers passt, zu ihren Füßen ein Hund. Gheid Storm tritt auf, durchs Fenster, dennoch ein viel zu ehrenhafter Mann, um ein wahrer Draufgänger zu sein. Storm kommt, um Helena seine Liebe zu gestehen.
Empfindsamkeit, Reinheit des Gefühls, Offenherzigkeit und wahre Intimität: Storm ist beseelt vom Glauben an die Liebe und legt Helena – wie er meint – sein Innerstes zu Füßen. Doch Helena ist die große Unberührbare, eine Frau, die aus ihrer Zerbrechlichkeit einen unzerstörbaren Panzer macht. Mit kühler Ironie entlarvt sie den stereotypen Schwulst und den verkappten Narzissmus in den Bekenntnissen ihres Verehrers – eine schärfere Demontage romantischer Klischees müsste man lange suchen.
Djuna Barnes ergreift nicht Partei, sie beobachtet: Ist Storm am Ende zwar geschlagen, vernichtet gar, so kennt das Duell dennoch keinen Sieger. Es gibt keine Antwort auf die Frage, worin wahrhafte menschliche Nähe besteht. Dafür stellt es die Frage umso nachdrücklicher.
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