Entenjagd *
Alexander WampilowEntenjagd *
(Utinaja ochota)
Stück in 3 Akten
Deutsch von Ingeborg Gampert
4 D, 5 H, 1 Junge, 1 Dek
Die alljährliche Entenjagd – der junge Viktor, Angestellter im „Zentralbüro für technische Information“, kann an nichts anderes mehr denken. Nur daran, auszubrechen aus seinem genormten und monotonen Büroalltag, für ein paar Wochen das Außerordentliche zu leben, den Traum vom naturnahen, ungebundenen, ursprünglichen und ganz und gar männlichen Dasein. Auch wenn Viktor, besieht man es recht, alles andere als ein talentierter Entenjäger ist – seine Abschussquote liegt seit Jahren bei Null.
Und auch sonst ist Viktor eher ein Antiheld, das jedoch dafür wie aus dem Lehrbuch: faul, charakterlos und unzuverlässig. – Als Ehepartner, Arbeitskollege und Sohn pflegebedürftiger Eltern kaum zu gebrauchen, liegen seine Stärken vor allem im Wodka-Konsum und im Weiberaufreißen. Doch nun, kurz vor dem ersehnten Ausflug zur Entenjagd, überstürzen sich die Ereignisse: der Vater stirbt, die Ehefrau geht ihm flöten, und auch im Büro muss er um seine Stellung fürchten. Als ihm seine Kollegen, die er im Suff beleidigt hat, dann auch noch höhnisch einen Trauerkranz zum gewünschten Tode schicken, findet Viktor die Idee gar nicht so schlecht – ein Jagdgewehr hätte er ja.
„Entenjagd“ von Alexander Wampilow, einer der vielversprechendsten jungen Dramatiker der Sowjetunion, bis er 1972 im Alter von 35 Jahren im Baikalsee ertrank, ist ein tragikomisches und zugleich leise aufrührerisches Stück über einen Außenseiter in der Zwickmühle zwischen Konformitätsdruck und dem drängenden Wunsch nach Individualität. Dem kalten, klaren Bild, das uns Wampilow dabei von der russischen Gesellschaft zeigt, fehlt es an jedweder Utopie. Und gerade das macht es so ergreifend.
Zurück zur Übersicht
