Zur Hölle mit Mussolini

Dieter Kühn
Zur Hölle mit Mussolini
Commedia
3 D, 8 H, 1 Dek
Das Spiel findet statt in einem ganz besonderen Ambiente: dem Danteo. Dieser Gebäudekomplex war von den Architekten Terrangi und Lingeri geplant worden, in den dreißiger Jahren, ausgeführt aber wird er hier auf der Bühne. Im ersten Teil: Sala del Paradiso, im zweiten Teil: Sala dell´Inferno.

Eine Besichtigung findet statt in besonderer Konstellation: Hermann Göring, Generaloberst, Ministerpräsident, Beauftragter für den Vierjahresplan der Wiederaufrüstung, Schirmherr der Preußischen Theater in Berlin, besucht, von seiner Frau Emmy Sonnemann-Göring begleitet, Benito Mussolini auf der Großbaustelle. Margherita Sarfatti steht dem Duce zur Seite, als Beraterin, Begleiterin, als repräsentative Erscheinung.

Mit Mussolini und Göring treffen zwei der größten Angeber des 20. Jahrhunderts aufeinander, und so lässt sich voraussehn, dass es zu einem Duell zweier Platzhirsche kommen muss, zu einem Countdown. Die Herren spielen sich auf, Frau Emmy spielt sich in den Vordergrund, Margherita assistiert und opponiert auf ihre Weise.

Das Quartett hält, so weit und so lange wie möglich, den Ton einer Komödie durch, die aber wird immer stärker belastet, wird immer schwärzer - schließlich findet die Zusammen-kunft 1935 statt, zur Zeit des Abessinienkriegs. So treffen Nachrichten ein vom Kriegsschauplatz, Nachrichten auch über den (verbürgten) Einsatz von Giftgas, jedoch: solche Meldungen prallen an den beiden Machthabern ab, sie nehmen Realität nicht weiter zur Kenntnis, reden an ihr vorbei oder über sie hinweg. Was auch immer geschieht, es bleibt beim Parlando.

Dass dies auf der Bühne nicht dominiert, dafür sorgen weitere Figuren: der Beichtvater Mussolinis aus Predappio, nun im Rollstuhl; Il Dantino, Nachkomme eines unehelichen Kindes von Dante und Beatrice; der Hellseher Hanussen, der von den beiden Herren ein treffend düsteres Bild der Zukunft entwirft.

Die Leitfrage: Wer kommt in den Himmel, wer in die Hölle, sie wird auf oft überraschende Weise beantwortet. Doch die (wahrhaft aktuelle) Grundthematik der Realitätsverweigerung durch führende Politiker, sie bleibt virulent.

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