The Blood of the Bambergs

John Osborne
The Blood of the Bambergs
Stück in 2 Akten
2 D, 8 H, St, 2 Dek
Ein prachtvoller Altar in einer gotischen Kathedrale, TV-Kameras überall, andächtige Stille. Nur noch wenige Stunden bis zum medialen Großereignis, dem das stolze Königreich seit Monaten entgegenfiebert: Prinz Wilhelm von Bamberg ehelicht seine Prinzessin Melanie im Angesicht Gottes und von dessen weltweit millionenfach vor den Fernsehern versammelten Gemeinde. Eilig werden letzte Kabel verlegt, denn der Sohn des Königs befindet sich – so heißt es – auf einer eigens für ihn gesperrten Autobahn bereits auf dem Weg zum Ort des Geschehens.

Doch leider hat der Prinz dabei etwas zu sehr auf’s Gaspedal gedrückt. Mit 120 km/h trägt es ihn aus einer Kurve mitten in ein Wohnhaus – mit tödlichen Folgen. Hinter den Kulissen, in einer trauten Runde aus Regierungsmitgliedern und Vertretern der Krone, schlägt die Nachricht wie eine Bombe ein. Denn Prinz Wilhelm war der einzige Thronfolger des greisen Königs, eine veritable Staatskrise droht, wenn nicht gar das Ende der Monarchie. Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf einem Mann: Alan Russell, ein australischer Kameramann mit einem kleinen Alkoholproblem, der dem Bräutigam zum Verwechseln ähnlich sieht, muss einspringen…

„The Blood of the Bambergs“ von John Osborne ist eine ätzende Satire auf den anachronistischen Popanz moderner Monarchien. Doch bei allem Spott über blaublütige Folklore und königliche Seifenopern legt „The Blood of the Bambergs“ auch deren innerste Triebkraft frei: den verzweifelten Wunsch eines alternden, von sozialen Spannungen zerrissenen und von undurchsichtigen Mächten regierten Landes, sich den Anschein alter Größe und Handlungsstärke zu geben. Ein Wunsch, der auch in jenen Ländern Konjunktur hat, die ihre Monarchien längst abgeschafft haben.


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