Die beiden Nachtwandler
oder
Das Notwendige und das Überflüssige

Rolf Schneider
Die beiden Nachtwandler
oder
Das Notwendige und das Überflüssige

Posse mit Gesang in 6 Bildern
Nach Johann Nepomuk Nestroy
5 D, 17 H, St, 4 Dek
Als notorischer Nachtwandler hat Seilermeister Faden die Gabe, unverhofft zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Geisterhaft erscheint er einer Gaunerbande just in dem Moment, in dem sie den reichen Engländer Howart ausrauben will, und schlägt so die Diebe in die Flucht. Howart, der angereist ist, um seine geliebte Malwine zu ehelichen, möchte sich seinem Retter erkenntlich zeigen und schwört, erst zu heiraten, wenn er den armen Faden glücklich gemacht hat. Er will ihm jeden Wunsch erfüllen, unter der Voraussetzung, dass Faden nur das Notwendige wünscht, nicht aber das Überflüssige. Doch kommt es, wie es kommen muss: Einmal auf der Sonnenseite des Lebens angelangt, ist Faden das Überflüssige gerade notwendig genug…

Für Karl Krauss ist der Humor Nestroys in der deutschen Sprache unerreicht, ein Humor, der „keiner Zeit vorenthalten werden darf, weil in ihm die Kraft lebt, es mit jeder aufzunehmen.“ So zeigt uns Rolf Schneiders Bearbeitung der „Nachtwandler“ den vermeintlichen Possenschreiber Nestroy von seiner ganz und gar zeitlosen Seite: Schicht um Schicht wird der dunkle Kern der menschlichen Natur freigelegt, die Engstirnigkeit und Unersättlichkeit des menschlichen Verlangens. In der scharfen Satire aber erweisen sich Nestroy und Schneider als Brüder im Geiste, denn ihnen beiden erwächst der Bühne aus der Heiterkeit eine sittliche Kraft.


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