Der Meister
Ivan KlímaDer Meister
(Mistr)
Stück in 2 Akten
Deutsch von Paul Kruntorad
2 D, 3 H, 1 Dek
Die schwarze Komödie beginnt wie ein Krimi und endet wie ein Mysterienspiel. Am Rand eines kleinen Ortes steht ein Einfamilienhaus, in dem unerwartet der Meister erscheint - mit einem Sarg. Er behauptet, er sei angerufen worden, man habe ihm sogar die Maße des Sarges durchgegeben. Ohne daß es die anderen noch wissen, ist er im richtigen Augenblick gekommen. Im Obergeschoß liegt der Senior des Haushalts auf dem Boden, tot, offenbar vergiftet durch ein Glas Milch. Mord? Selbstmord? Alle verdächtigen einander wechselseitig und sind verdächtig. Alle sterben auf ähnliche Art, Anna, die junge Frau, die zuvor Kellnerin war und die der Senior an seine Seite geholt hatte; der Professor, Cousin des Seniors; Leo, der Schwiegersohn. Zehn kleine Negerlein, dann waren es nur noch zwei: der Meister und Franziska, die Tochter des alten Herrn.
Nur Franziska ist eine Figur ohne Brüche, alle anderen tragen Masken: Der Meister, der sich in verschiedenen Handwerken versucht hat, ist Ankläger und Beichtvater, er verführt und tröstet. Anna hat den alten Herrn vielleicht geliebt, für seine Familie hat sie wenig übrig. Deshalb wäre sie gern bereit, dem Meister zu folgen, in die menschenleere und deshalb keimfreie Wüste, die er als glückverheißendes Paradies anpreist.
Der Professor beharrt auf seiner Redlichkeit und manipuliert gerne. Leo, der Schwiegersohn, weiß als anpassungsbereiter Beamter mit Einfluß, wie man den ständigen Realitätswechsel überlebt.
Klímas Theaterstück beschreibt mit starker innerer Spannung modellhaft eine Gesellschaft, die vom Mißtrauen beherrscht wird, die anfällig ist für Verheißungen einer besseren Zukunft, in der die Integrität der Persönlichkeit einem steten Druck ausgesetzt ist.
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