Honor The Living

Tennessee Williams
Honor The Living
Kurzstück in 3 Teilen
1 D, 3 H, 1 Dek
Winter, 1918. Die junge Mary kann ihr Glück kaum fassen: Ihr Mann John ist völlig unversehrt aus dem großen Krieg in Europa zurückgekehrt. Nicht eine Narbe, nicht einen Kratzer hat er davongetragen. Was Mary allerdings entgeht, ist Johns traumatisierte Psyche: die Bilder des Grauens, die ihn immer wieder heimsuchen, die Schlaflosigkeit, und die Verzweiflung.

Zehn Jahre später. Aus dem jungen Paar ist eine Familie geworden, aus einer Kriegsnation eine Nation des Wohlstands. Auch John, der windige Geschäfte mit der Mafia macht, ist zu einigem Geld gekommen. Unter dem Deckmantel der Bürgerlichkeit lebt der Krieg jedoch weiter: Als sich der Mob für einen Verrat an John rächen will, stirbt Johns Kind im Kugelhagel – und der Vater wirft sich ins Feuergefecht, als käme er endlich heim…

Wieder einige Jahre später. John stößt in der Zeitung auf einen Artikel über die Gedenkrede des Bürgermeisters zu Waffenstillstand und Kriegsende, in der dazu aufgerufen wird, nicht nur die Toten zu ehren, sondern auch die Überlebenden. Für John allerdings, der in seinem Leben niemals mehr Frieden schließen konnte, kommt der Aufruf zu spät – er sitzt im Todestrakt und wartet auf die Vollstreckung seines Urteils.

Ein Stück wie ein Zusammenbruch im Zeitraffer: Drei kurze Schlaglichter wirft Tennessee Williams in „Honor The Living“ auf die verheerenden Folgen des Krieges für Individuum und Gesellschaft – und ist damit von trauriger Aktualität für ein Deutschland, das in Zeiten neuer Auslandseinsätze lernen muss, Kriegsheimkehrer in den Alltag zu integrieren.


Zurück zur Übersicht