The World of Paul Slickey

John Osborne
The World of Paul Slickey
Komödie mit Musik
12 D (davon 6 Tänzerinnen), 12 H (davon 6 Tänzer),
Verw - Dek

Seine Macht ist die Macht des Wortes: Jack Oakham, dessen Pseudonym und nom de guerre „Paul Slickey“ lautet, ist Klatschkolumnist bei The Daily Racket. Ob es die heimlichen sexuellen Vorlieben der Stars sind, die etwaige sozialistische Gesinnung eines Politikers oder ganz allgemein der Untergang des christlichen Abendlandes – Jacks Job ist es, im Dreck zu wühlen und dem gemeinen Volk das zu geben, was es lesen will. Dabei verachtet Jack, der nebenbei Theaterstücke schreibt, insgeheim nichts so sehr wie die dumpfe Sensationsgier seiner Leserschaft.

Jacks Türöffner in die Welt der Reichen und Schönen ist seine Frau Lesley, Managerin des Popstars Terry Maroon, zugleich Tochter des greisen Lord Mortlake. Tatsächlich jedoch ist diese Ehe längst am Ende, Jack liebt seine Schwägerin Deirdre, die nur noch auf dem Papier mit dem aalglatten Politiker Michael verheiratet ist, Lesley wiederum liebt Michael. Die Zukunft dieser elitären Clique steht allerdings auf dem Spiel, als Lord Mortlake stirbt, denn der Patriarch hat testamentarisch verfügt, dass die Ehen seiner Töchter nicht geschieden werden dürfen. Und so bleibt ihnen scheinbar nur eine Wahl: Geld oder Liebe. Bis sich eine dritte Möglichkeit auftut: mit einer Geschlechts-umwandlung könnte Jack seine Ehe ohne Scheidung annullieren...

Respektlos, geschmacklos und subversiv: Selten sind die Mechanismen der Yellow Press so klarsichtig auf die Bühne gebracht worden wie in diesem Stück. Hier treibt es jeder mit jedem, wenn er davon nur profitieren kann. Und für wahr hält man am Ende nur das, was in der Zeitung steht. John Osborne inszenierte die Uraufführung der Musikalischen Komödie „The World of Paul Slickey“ 1959 selbst, die Musik dazu komponierte Christopher Whelen. Eine grelle Farce, zugleich lässig und jazzig wie ein Musical aus den 20er Jahren, in dem es um wesentliche Fragen geht: Wie biegsam und promiskuitiv kann Sprache werden, bevor sie vollends ihren Inhalt verliert? Und gibt es im täglichen Spektakel der Meinungen und Sensationen noch Werte, die unverbrüchlich gelten?


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